28. September 2022

Potenziale für die Dekarbonisierung der österreichischen Seenschifffahrt

© Vorarlberger-Lines

Silvretta Holding GmbH

Klimaneutrale Schifffahrt auf Österreichs Seen kann durch die Verwendung von Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien erzeugt wird, als Energieträger umgesetzt werden. In einer Machbarkeitsstudie analysierte das AIT Austrian Institute of Technology GmbH gemeinsam mit der HyCentA GmbH im Auftrag des Klima- und Energiefonds die Umstellung von touristisch genutzten Schiffen auf österreichischen Seen auf Wasserstoffantriebe. Hierzu wurde die technische und wirtschaftliche Machbarkeit für die Vorarlberger-Lines am Bodensee und die Wörtherseeschifffahrt erarbeitet.

Untersucht wurden zwei Optionen, die Neuanschaffung von Schiffen mit Brennstoffzellenantrieb und die Nachrüstung von bestehenden Schiffen auf Wasserstoff-Verbrennungsmotoren. In beiden Fällen wurden technische Konzepte für Wasserstoff-Schiffe erstellt, der spezifische Verbrauch und die daraus folgenden Tankintervalle ermittelt. Auch für die Bereitstellung des aus erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoffs wurden zwei Szenarien untersucht: Wasserstoff-Erzeugung vor Ort mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom und Wasserstoff-Zukauf aus möglichst regionalen Quellen.

Die Studie zeigt, dass wasserstoffbasierte Antriebssysteme technologisch bereits so weit entwickelt sind, dass der Schiffsbetrieb ohne große Einschränkungen auf Wasserstoff umgestellt werden kann. Dazu kommen sowohl Brennstoffzellenschiffe als auch Schiffe mit wasserstoffbetriebenen Verbrennungskraftmotoren infrage. Die Analyse zeigt auch, dass die Umrüstung von bestehenden Dieselschiffen auf Wasserstoffverbrennungsmotoren prinzipiell möglich ist, neue Wasserstoffbrennstoffzellenschiffe im Vergleich aber eine deutlich höhere Effizienz aufweisen, und damit einen geringeren Wasserstoffbedarf.

Aus ökologischer Sicht konnte gezeigt werden, dass allein durch die Umstellung der Flotte der beiden Schifffahrtsunternehmen auf Wasserstoff fast 7 % des CO2 Ausstoßes der gesamten österreichischen Schifffahrt (stand 2019) eingespart werden kann.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigt, dass die vor Ort Erzeugung von Wasserstoff geringere Kosten aufweist als der Zukauf. Dieses Ergebnis bestätigt den Trend zur Dezentralisierung von Energiebereitstellung und der Relevanz der regionalen Erzeugung und Nutzung von Energiequellen. Jedoch übersteigen die Anschaffungskosten als auch die Betriebskosten des Wasserstoffantriebs, sowohl mittels Brennstoffzelle als auch mittels Verbrennungskraftantrieb, zur Zeit der Studie, die des Dieselantriebs deutlich. Um eine Trendwende um Wasserstoff als Treibstoff in Gang zu setzen können mehrere Faktoren zusammenspielen. Einerseits können Förderungen einen zusätzlichen Anreiz schaffen und den Mehrkostenaufwand reduzieren. Gleichzeitig führen steigende Dieselpreise zu steigenden Betriebskosten der Dieselschiffe, wodurch sich die Betriebskosten langsam an den Wasserstoffbetrieb annähern. Um jedoch eine nachhaltige Trendwende zu schaffen, müssen auch mögliche Synergien genutzt werden, so könnte eine kombinierte Wasserstofferzeugung für den öffentlichen Nahverkehr und die Wasserstoffschifffahrt die Investitionskosten umverteilen und die Wasserstoffgestehungskosten weiter senken.