Autor*innen: Reinhard Haas, Amela Ajanovic, Hans Auer und Marlene Sayer, TU-Wien, Energy Economics Group
Innovationen bei Technologien haben historisch die Entwicklung des Energiesystems geprägt und waren die zentralen Treiber für die Entwicklung von Wohlstand und Wirtschaft in der Geschichte der Menschheit. Sie sind der Grund dafür, dass unser Lebensstandard heute beträchtlich über dem z.B. des Mittelalters liegt. War es zunächst die Revolution durch die Dampfmaschine, dann durch den Verbrennungsmotor und die Elektrifizierung, so hat es in den letzten Jahrzehnten vor allem im Bereich der Nutzung der erneuerbaren Energietechnologien und der Energieeffizienz eine Vielzahl von technischen Neuerungen bzw. neue Technologien gegeben.
Die Fragen sind, welche dieser neuen Technologien in den letzten Jahrzehnten die Erwartungen erfüllt haben oder nicht und was dies die Gesellschaft gekostet hat. Ziel des Projektes war es, zu analysieren, wie verschiedene Technologien vor 15 bis 30 Jahren in Bezug auf Kosten- und Effizienzentwicklung sowie Potentiale eingeschätzt worden sind und wie sich diese tatsächlich entwickelt haben.
Im Rahmen von drei wissenschaftlichen Berichten wurde eine umfassende Literatur- und Grundlagendokumentation gegeben, analysiert, wie sich erneuerbare Technologien im Vergleich zu Prognosen praktisch tatsächlich entwickelt haben, das Grundprinzip des Technologischen Lernens erklärt und mithilfe von Beispielen analysiert, sowie die Investitionen der Elektrizitätswirtschaft und die Forschungs- und Entwicklungsförderungen der letzten Jahre hinsichtlich unterschiedlicher Bereiche und Technologien aufgezeigt. Die genannten Themen wurden, erweitert um Elektromobilität, Wasserstoff und erneuerbare Energien im Verkehrssektor auch im Rahmen von kurzen Timeline-Beiträgen auf der Energy Transition Homepage des Klima- und Energiefonds beschrieben. Weiters, wurden die Themen im Rahmen von vier Veranstaltungen von unterschiedlichen Sichtweisen präsentiert und diskutiert und so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Im Rahmen der Forschungsarbeiten, zu den zuvor genannten Themen können die folgenden Kernaussagen getroffen werden:
Technologisches Lernen ist ein Konzept, dass unter den richtigen Voraussetzungen – Homogenität der Technologie zum Zeitpunkt der Implementierung sowie auch die dynamisch über die Zeit und auch kontinuierlicher Aufbau von Anlagen über die Zeit sowie gleichbleibende Sicherheits- und Umweltrahmenbedingungen – für die zukünftige Technologieentwicklung wichtige Beiträge leisten kann.
Es sei aber vor allem davor gewarnt mit vereinfachten Annahmen und überzogenen Erwartungen an dieses Konzept heranzugehen. Während für eine Technologie, wie die PV, die weltweit in Konkurrenz steht und von den Paneelen weitgehend eine homogene Technologie darstellt, tatsächlich substanzielle und praktisch kontinuierlich Lerneffekte realisiert werden konnten. Das Gegenteil war bei Atomkraftwerken der Fall: Durch zeitlich ständig geänderte Anforderungen und geänderte technologische Konzepte konnten praktisch keine Lerneffekte realisiert werden. Die Kriterien wie Homogenität und Ausgereiftheit der Technologie sowie gleichbleibende Bedingungen der Implementierung (z.B. Umwelt und Sicherheit) von zentraler Bedeutung für die Anwendung des Konzepts des Technologisches Lernen an zukünftige Kostenentwicklungen von Technologien sind.
Die Kostenentwicklungen und Effizienzsteigerungen von Technologien werden zu wesentlichen Anteilen von der globalen bzw. internationalen Bedeutung und Nutzung dieser determiniert. Basierend auf einer Auswertung unterschiedlicher Studien kommt es bei der Nutzung von Biomasse zur Stromerzeugung bis 2030 zu eins bis fünf (im Mittel etwa zwei) Verdoppelungen der kumulierten Kapazität. Bei der kumulierten Installation von Windenergie ergeben sich in den Studien eins bis fünf (im Mittel etwa drei) Kapazitätsverdoppelungen, bei PV liegt dieser Kennwert zwischen zwei bis sieben wobei im Mittel vier Verdoppelungen erwartet werden. Als erste Näherung lassen diese Studien für die homogenen Technologien der Windenergie und Photovoltaik Kostendegressionen bis 2030 in der Größenordnung von 15%-35% für Windenergie und 30%-60% für Photovoltaik erwarten.
Österreich hat ein gut angelegtes Energiefördersystem und auch die Unternehmen im Energiesektor haben erkannt wie wichtig Investitionen und Innovationen in diesem Bereich für das zukünftige Energiesystem sind.
Wichtig ist letztendlich, dass nur eine langfristige Strategie, die neben der Angebotsseite auch die Nachfrageseite berücksichtigt und möglichst viele unterschiedliche Technologien miteinbezieht, zu einem nachhaltigen , weitgehend auf erneuerbaren basierenden, Energiesystem führen wird.
Dieser Beitrag stellt einen Auszug aus der Management Summary des Endberichts aus dem Forschungsprojekt „Technologiebewertung historisch und Szenarien 2030/2050“ dar, welches im Rahmen des Schwerpunktes Energy Transition 2050 aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert wird. Die Management Summary steht unten als PDF zum Download zur Verfügung.
Technologiestudie: Einsatz finanzieller Mittel historisch
Technologiestudie: Erneuerbare Energien im Verkehrssektor
Technologiestudie: Rückkehr der Elektromobilität? – Ein Überblick der aktuellen Entwicklung
Technologiestudie: Technologisches Lernen – Können wir zukünftige Investitionskosten verlässlich abschätzen?
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Technologiestudie: Energieprognosen – Traum und Wirklichkeit