13. Jänner 2023

Care4GREEN: Partizipative Erhaltungspflege für Grüne Infrastrukturen

Ideenworkshops zur gemeinsamen Gartengestaltung

Care4GREEN unterstützt Mieter:innen und Hausverwaltungen dabei, die freiwillige Pflege von Gemeinschaftsgrün durch Hausbewohner:innen zu ermöglichen. In einem ersten Schritt galt es, eine Reihe an Fragen zu klären: Wie sieht der ideale Grünraum für die Beteiligten aus? Wer will was? Wer darf was? Was kann im Garten verbessert werden? Wie möchte die Hausgemeinschaft den Garten zukünftig überhaupt nutzen?

Dazu fanden von März bis Mai 2022 drei Ideenworkshops mit Bewohner:innen von vier Demo-Standorten statt, bei denen über die Zukunft der gemeinsamen Freiflächen diskutiert wurde.

Der gemeinsame Nenner

Um für alle Teilnehmer:innen eine gemeinsame Gesprächs- und Ausgangsbasis zu schaffen, stellte sich zu Beginn das Care4GREEN-Team mit der Zielsetzung des Projekts und des Workshops vor. Außerdem gab es Gelegenheit für die anwendenden Vertreter:innen der Hausverwaltungen, an dieser Stelle gegebenenfalls einzelne konkrete Einschränkungen oder Rahmenbedingungen anzuführen (z. B. Sandkiste muss erhalten bleiben – könnte aber versetzt werden, etc.). Grundsätzlich wurden aber so wenige Vorgaben wie möglich kommuniziert, um den Ideenfluss nicht vorab bereits einzuschränken.

Jeweils vor dem Start in die kreativen Diskussions-Phasen wurden vom Projektteam kurze Impulsvorträge gehalten, um Expert:innenwissen über Wirkungen und Ökosystemdienstleistungen von Begrünung zu vermitteln. Im Anschluss gingen die PlanungsexpertIinnen des Forschungsteams auf die spezifischen Potenziale der jeweiligen Freiflächen ein und präsentierten relevante Best Practice Beispiele. Dafür wurden alle Standorte im Vorfeld vom Projektteam aufgenommen und analysiert. Im Anschluss startete die gemeinsame Diskussion.

 

Die Bewohner:innen erhielten Input für mögliche Gartenfunktionen vor der Ideenfindungsphase

© GRÜNSTATTGRAU

Was wollen wir? Was wollen wir nicht?

Im ersten Schritt wurden die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner:innen erhoben. Im Zentrum stand dabei die Aufforderung, sich Gedanken über grundsätzliche Funktionen und Wünschen für die Nutzung oder aktuelle Problemfälle zu machen. Konkrete Gestaltungsideen waren an dieser Stelle aber noch nicht gefragt. Hier galt es zu klären, wie die Wünsche zur Gartennutzung verteilt waren. Gibt es eine große Nachfrage nach Spielfläche für Kinder? Soll mehr nachbarschaftlicher und sozialer Kontakt möglich sein? Wird eher mehr Raum zum Anbau von Kräutern und Gemüse gewünscht? Daraus leitet sich dann im nächsten Schritt ein Fokus für die Gestaltungsideen ab. Die Moderator:innen konnten sich dabei für die Diskussionsleitung an einer Reihe Leitfragen orientieren.

Ergebnisse des Gruppen-Brainstormings

© GRÜNSTATTGRAU

 

Der ideale Garten

Erst im nächsten Schritt erarbeiteten die Bewohner:innen auf dieser Basis ihre Ideen und Vorschläge für die Umgestaltung ihrer Gärten und Freiflächen. Als Arbeitshilfe dienten dabei vereinfachte Grundrisspläne des Bestands und eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Diskussionsphase. Hier waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Fragen zu Realisierbarkeit, Finanzierung etc. sollten erst im Anschluss an den Workshop geklärt werden.

Wichtig dabei: Bei der Ideenfindung sollte immer wieder auch reflektiert werden, welchen der zuvor definierten Bedürfnissen eine Gestaltungsidee entspricht und ob am Ende alle Bedürfnisse mit praktischen Lösungsvorschlägen adressiert wurden.

Die Bewohner*innen gestalteten ihren Wunschgarten mit einer Fülle an Ideen

© GRÜNSTATTGRAU

Gemeinsame Pflege – Wer macht’s? Was braucht’s?

Im letzten Schritt wurde mit den Teilnehmer:innen gemeinsam erarbeitet, was diese Szenarien für den künftigen Pflegeaufwand der Freiflächen bedeuten würden. Klares Ziel von Care4GREEN ist es, durch Beteiligung von gartenbegeisterten Hausbewohner:innen eine größere Begrünungsqualität zum Vorteil aller zu erreichen, ohne dabei laufende Pflegekosten durch Fremdfirmen zu erhöhen.

Daher wurde an diesem Punkt zusammen mit den Grünpflegeexpert:innen das Szenario der „Idealplanung“ der Bewohner:innen analysiert. Welche Grünpflegetätigkeiten würden künftig in dieser Anlage anfallen (inkl. Bestandsgrün)? Wie häufig müssten die Arbeiten durchgeführt werden? Handelt es sich dabei um Aufgaben, die grundsätzlich von Laien übernommen werden könnten oder müssen die Tätigkeiten auf jeden Fall von Fachpersonal durchgeführt werden (z. B. Baumschnitte)?

Und das Wichtigste: sind die Teilnehmer:innen grundsätzlich bereit, einige oder alle der möglichen Pflegetätigkeiten auf freiwilliger, aber verlässlicher Basis zu übernehmen?

Zusätzlich wurde dabei auch geklärt, was an Material (Geräte, Werkzeug, Stauraum etc.) oder Know How für eine erfolgreiche Pflegeübernahme durch Hausbewohner:innen noch benötigt wird. Wann und wie erfolgt richtiger Heckenschnitt? Wie düngt man richtig?… Damit kann nicht nur zielgerichtet das nötige Material angeschafft werden, sondern auch die künftigen Grünpflegeworkshops vor Ort durch das Forschungsteam passgenau angeboten werden.

Übersicht eines Ergebnisses von Pflegebedarf und -bereitschaft

© GRÜNSTATTGRAU

Ergebnisse

Auffällig war, dass an allen Standorten nur eine relativ kleine Gruppe an Bewohner:innen der Einladung folgten – diese dafür aber umso motivierter beteiligt waren. So gab es beispielsweise auch bei allen Hausanlagen Personen, die bereits im Vorfeld einfache Pflegetätigkeiten auf den Gemeinschaftsflächen aus eigenem und freiwilligem Antrieb übernommen hatten.

Die ganz unterschiedlichen Ergebnisse bei der Erhebung der Bedürfnisse zeigte, wie wichtig die Durchführung der Visionsworkshops für den Erfolg des Vorhabens ist: Bei den zwei der älteren Gärten lag der besondere Fokus und Wunsch der Hausbewohner:innen vor allem auf der Revitalisierung und teilweise Sanierung des Bestands.

Verbindend war der Wunsch nach attraktiven Treffpunkten und Aufenthaltsmöglichkeiten für den sozialen Austausch mit den Nachbar:innen.

Die Umsetzung der Gestaltungsideen und Pflegeübernahme der gemeinsamen Grünflächen erfolgt in den kommenden Monaten.

Über das Projekt

Care4GREEN ist ein Forschungsprojekt im Rahmen des Programms „Smart Cities Demo – Boosting Urban Innovation 2020“ und wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert.

 

 

Weiterführende Informationen

Care4GREEN-Projektseite