21. November 2022

+1,5° C: Wie viel Treibhausgase dürfen wir noch emittieren?

Heute wurde das CCCA-Hintergrundpapier „+1,5°C: Wieviele Treibhausgase dürfen wir noch emittieren?“ veröffentlicht.

Für die Einhaltung einer bestimmten maximalen globalen Erwärmung, wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen, ist die gesamte Menge an THG-Emissionen relevant, die noch in die Atmosphäre eingebracht wird. Österreich hat sich verpflichtet, seinen Anteil dazu beizutragen, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf +1,5°C zu begrenzen. Wollen wir diesem wissenschaftlich gut begründeten Ziel treu bleiben, so müssen die globalen und nationalen THG-Emissionen rasant gesenkt werden, steuern wir doch derzeit auf eine globale Erwärmung von +2,8°C zu, was deutlich größere Schäden und Verluste zur Folge hätte.

Im wissenschaftlichen CCCA-Hintergrundpapier +1,5°C: Wieviele Treibhausgase dürfen wir noch emittieren? wird auf Basis der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur dargelegt, wie man aus globalen THG- und CO2-Budgets auf Budgets für Österreich skalieren kann und welche konkreten Obergrenzen sich daraus für Österreich ergeben. Das vorliegende Papier ist in einem breiten Kommentierungsprozess durch die österreichische Klima- und Transformations-Wissenschaftscommunity entstanden. Gemeinsam mit Klimadashboard.at wurden die Ergebnisse auch auf dieser Plattform visualisiert.
 
Kernaussagen aus dem Papier:

  • Wenn wir auf globaler Ebene das +1,5C°-Ziel mit 66% Wahrscheinlichkeit einhalten wollen, beträgt das verbleibende globale CO2-Budget laut IPCC 2018 420 GtCO2 [vgl. Abbildung 1]. Dieses wäre bei konstant bleibenden Emissionen noch in diesem Jahrzehnt aufgebraucht.
  • Von dem globalen Wert kann mit unterschiedlichen Ansätzen (z.B. pro Kopf) auf Obergrenzen der nationalen THG-Budgets geschlossen werden. So ergibt sich für Österreich ab 2022 ein verbleibendes CO2-Budget von 240 MtCO2, bezieht man es auf alle THG-Emissionen, 280 MtCO2eq [vgl. Abbildung 1]. Unser nationales THG-Budget wäre bei aktuell gleichbleibenden Emissionen bereits Mitte 2025 aufgebraucht.
  • Bei diesen Berechnungen wird angenommen, dass die derzeit bestehenden THG-Senken (z.B. Wälder, Moore, Boden) auf unverändertem Niveau (global und national) wirksam bleiben. Dafür bedarf es zusätzlicher Anstrengung in Österreich angesichts der derzeitigen Bodenversiegelung, landwirtschaftlichen Praktiken, Vernichtung von Wäldern durch Schädlinge (z.B. Borkenkäfer) und auftretenden Extremereignisse (z.B. Waldbrände).
  • Zusätzlich ist die Verteilung des nationalen THG-Budgets auf Bundesländerebene entscheidend, um Ländern und Sektoren Planungssicherheit für ihre THG-Reduktionsmaßnahmen zu ermöglichen. Dies erfordert jedoch weitere Erhebungen und Berechnungen, da eine Ermittlung allein auf Basis produktionsbasierter Emissionsbilanzierung und pro Kopf-Aufteilung für diese Detailebene weder sinnvoll noch aussagekräftig ist.

 

Abbildung 1: Treibhausgas-Budgets unter Einhaltung des +1,5°C-Zieles

© Climate Change Centre AUSTRIA

Der +1,5°C-Pfad ohne zwischenzeitliches Überschießen auf +1,65°C wird als der wesentliche Pfad herangezogen, da die Gefahr des Überschreitens von Kipp-Punkten kritischer und schneller voranschreitet als bisher angenommen.

 

Das gesamte Hintergrundpapier ist unter https://ccca.ac.at/thg-budget zum Download verfügbar.

Visualisierungen der Ergebnisse auf Klimadashboard.at: https://klimadashboard.at/treibhausgasbudget